Ein Geschenk für Freunde der Orgelmusik und den Orgelbauverein

„Aus der Seele muss man spielen und nicht wie ein abgerichteter Vogel“

Dieser Ausspruch von Carl Philipp Emanuel Bach kam mir in den Sinn beim Hören des Orgelspiels von Sigrid Wolfbauer-Gartner bei ihrem Konzert am 30.07.2024, welches wir ganz kurzfristig anberaumt hatten.  

Sigrid Wolfbauer-Gartner eröffnete das Konzert mit dem Präludium a-Moll

BuxWV 153 von Dietrich Buxtehude (1637–1707), einem der größten und virtuosesten Orgelkomponisten und Begründer der norddeutschen barocken Orgelkompositionen. Glücklicherweise finden sich Werke von Buxtehude regelmäßig in den Programmen der Orgelkonzerte.

Das Präludium BuxWV 153 besteht aus 4 Abschnitten: Präludium, Fuge I, Fuge II und Toccata.

Sigrid Wolfbauer-Gartners Spielweise zeigte sich äußerst frisch und zeichnete sich neben historisch informiertem Spiel durch enorme Spielfreude, man könnte schon sagen, Spielwitz aus. Buxtehudes sehr abwechslungsreicher, temperamentvoller Kompositionsstil wurde sehr gut interpretiert.

 

Als zweites Stück stand Georg Böhms (1661-1733) „Vater unser im Himmelreich“ mit Verzierungen nach Johann Gottfried Walther auf dem Programm.

Georg Böhm wurde vor allem bekannt durch seine ausdrucksvollen, mit vielen Verzierungen geschmückten Choralbearbeitungen und sein Orgelchoral „Vater unser im Himmelreich“ ist ein typisches Beispiel dafür. Es zeigt eine fast ins Übermaß gesteigerte Kolorierung des cantus firmus, beeinflusst von Johann Gottfried Walther. Gottfried Walther (16841748) mütterlicherseits mit Johann Sebastian Bach verwandt, schrieb gerne Instrumentalkonzerte anderer Komponisten auf die Orgel um und auch frühe Orgelwerke und Klaviersuiten von Bach wurden von ihm beeinflusst.

Mit Sigrid Wolfbauer-Gartners organisch atmendem Spiel des „Vater unser im Himmelreich“ breitete sich überaus empfindsam eine Art Orgelmeditation im Gotteshaus aus. Die betörende Tonfülle beeindruckte das Publikum sehr.

 

Anschließend folgten zwei Bach-Kompositionen.

Als erstes „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ BWV 663, einen von Bachs Achtzehn Chorälen von verschiedener Art (Leipziger Choräle, BWV 651–668). Text und Melodie des Chorals „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr“ stammen von Nicolas Decius, der diesen als Gloria für die reformatorische deutsche Messe schrieb.

Der im Konzert musizierte Choral  präsentierte den Cantus firmus im Tenor, über und unter dem sich die anderen Stimmen in Form eines Trios entfalten.

Sigrid Wolfbauer-Gartners Spiel zeigte besonders deutlich Bachs textausdeutende Bearbeitung, gut erkennbar am Ende der Verszeilen, die den Gedanken von „groß‘ Fried“ und „all Fehd hat nun ein Ende“ in der ersten Strophe des Choraltextes widerspiegelte.

 

 

Abschließend folgte Johann Sebastian Bachs (1685–1750) „Piece d’Orgue“ G-Dur

BWV 572.

In Bachs dreiteiliger Fantasie werden drei recht unterschiedlichen Abschnitte Très vitement („Sehr schnell“), Gravement („ernsthaft, feierlich“), Lentement („langsam“) nahtlos miteinander verbunden. Sie stellt innerhalb Bachs Werken ein Unikum dar, insbesondere mit den bei ihm sonst unüblichen französischen Tempobezeichnungen.

Albert Schweitzer hat die Fantasie einmal so gedeutet, dass die drei Teile die menschlichen Alterstufen darstellen: Im ersten Teil (très vitement) haben wir den jungen Springinsfeld vor uns, bis hin zum dritten Teil (lentement), wo sich die Akkorde in arpeggiohaften Figuren über einen langsam herabsteigenden Bass auflösen, das hohe Alter. So schließt dieses Stück von Bach das ganze Orgel-Recital würdig ab und fasst es geistig zusammen.

Und der großartige Mittelteil ist ein Grand Plein Jeu, also die „Volle Orgel“ der kassisch-französischen Barockorgel mit üppig grundierender Registrierung.

Sigrid Wolfbauer-Gartner spielte diese wunderbare Fantasie ausdrucksstark mit Leichtigkeit und Energie, vital und dynamisch mit den Möglichkeiten der Registrierung unserer Orgel. Alles erschien wunderbar überlegt und wurde hervorragend und virtuos interpretiert.

Nach allem, was ich schon an Orgelkonzerten erleben durfte, gehörte dies hier mit Sicherheit zu den Interpretationen, die ein Sternchen extra verdient haben.

 

Vielen herzlichen Dank Frau Sigrid Wolfbauer-Gartner für diesen beeindruckenden Spätnachmittag.

Text und Bilder: Richard Eschlbeck

Adventskonzert 2023

Auch heuer konnte der Orgelbauverein St. Emmeram wieder mit einer musikbegeisterten Schar an Sängern sowie Instrumentalisten zum traditionellen Adventskonzert am 2. Adventsonntag aufwarten.

Mit „Still o Himmel“ leitete das Ensemble Blechbris Musi, ein junges Männerquintett um Christoph Hofstetter, das Konzert beschaulich ein. Noch weitere dreimal durfte sich die Blechbris Musi auf der Orgelempore mit „Tochter Zion“, „Buch der Liebe“ und „My dream“ dem Anspruch besinnlicher Adventsmusik stellen.

Gleich darauf zeigte unser Kirchenchor unter Leitung von Umi Stephan und Begleitung von Martina Schmidmaier an der Harfe beim „Marienadvent“ und „Auf, auf ihr Hirten“ sein fundiertes, feines sängerisches Können. Bei „Tausend Engel singen Halleluja“ mit Umi Stephan am Piano und Chorleiterin Martina Schmidmaier glänzte der Chor mit einfühlsamen Pianostellen und in Enthusiasmus sich steigernden Halleluja-Stellen.

Ein weiterer musikalischer Lichtblick waren die Geschwister Grundl, eine wunderbar aufeinander abgestimmte Stubnmusi mit Gitarre, Hackbrett, Akkordeon, Quer- und Blockflöte. Mit „Freudenstrahl“ als erstes Stück präsentierte sich das Terzett harmonisch und hochmusikalisch, und trugen nahezu professionell einen wesentlichen Teil zum besinnlichen Charakter des Konzerts mit den Instrumentalstücken „Knaffl Menuett“, einem einfühlsamen Instrumentaljodler, dem „Menuett der Freundschaft“ und letztendlich einem „Bauernmarsch“ bei.

Die Vogtareuther Sänger trugen wohltuend mit anfangs mystischem „In Dunkelheit wir stehen“ und im weiteren Verlauf mit adventbezogenen Mariengesängen „Maria ging hinaus“ und „Ave, o Fürstin mein“ zum guten Gelingen des Konzerts bei.

Christoph Hofstetter als Solotrompeter präsentierte in galanter, überlegter und besonnener Begleitung von Umi Stephan an der neuen Vogtareuther Orgel Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „The Queen‘s dolour“ von Henry Purcell.

Der Pruttinger Viergsang überzeugte mit seinen 3 Liedern „Es wird ein Stern aufgehen“, „Es hat der Kaiser Augustus“ mit sonorer Stimme des Bassisten Schorsch Plankl und „Geh Hansl pack dei Binkei zsamm“ die Zuhörer und brachte somit abwechslungsreich den adventlichen Gedanken ins Konzert.

Pfarrer Guido Seidenberger regte zwischen einzelnen musikalischen Blöcken mit empfindsamen Texten zum Nachdenken in der Zeit vor der Geburt Jesu Christi an.

Bevor am Ende des Konzerts die zahlreich erschienenen Zuhörer gemeinsam mit den Musikern und Sängern das Adventlied „O Heiland, reiß die Himmel auf“ nach feinem, leise tönendem Orgeleinspiel von Umi Stephan mitsingen durften, bedankte sich der Organisator des Konzerts, Richard Eschlbeck, bei allen im Hintergrund Beteiligten für ihre Unterstützung, bei all jenen, die musikalische Beiträge geleistet hatten und auch beim Publikum für deren Kommen und Spenden für die Restfinanzierung der Orgel.

Ein eindrucksvolles Konzert zur Adventszeit ging zu Ende.  

Im Anschluss gab es noch wie jedes Jahr eine sättigende Leberkäsbrotzeit sowie Stollen, Lebkuchen usw. bei Glühwein und Punsch im Pfarrsaal, eine Einladung die gerne angenommen wurde und noch zu manch netter Unterhaltung geführt hat.

Foto: Annemarie Bock
Text: Richard Eschlbeck

Ergebnis Mitgliederversammlung mit Neuwahlen vom 22.10.2023

Satzungsgemäß fand am 22.10.2023 nach einem Abstand von 3 Jahren wieder eine Mitgliederversammlung mit Neuwahlen der Vorstandschaft und Rechnungsprüfer statt. Es fanden sich 14 Besucher (13 Mitglieder, 1 Nichtmitglied) zur Versammlung ein.

Verhindert aus der bisherigen Vorstandschaft und entschuldigt war Pfarrer Guido Seidenberger.

3. Bürgermeister Anton Görgmayr jun. übernahm nach Abstimmung der anwesenden Mitglieder einstimmig das Amt des Wahlleiters.

Das Ergebnis der Neuwahlen:

1. Vorsitzender: Richard Eschlbeck

2. Vorsitzende: Annemarie Bock

Finanzverwalter: Martin Weyland

Schriftführerin: Anita Rinser

Beisitzer: Barbara Bock und Wolfgang Neugebauer

Weitere Mitglieder der Vorstandschaft:

„Geborene“ Mitglieder: Pfarrer Guido Seidenberger (Seelsorgeteam), Sepp Klaffl (Kirchenverwaltung), Martin Weyland (PGR, in Funktion des Finanzverwalters)

Als Rechnungsprüfer wiedergewählt wurden Martina Schmidmayer und Georg Görgmayr

Vor der Wahl der Vorstandsmitglieder wurde einstimmig eine Satzungsänderung zu §8 Vorstand umgesetzt. Die Satzung wird hinsichtlich der Anzahl an Beisitzern von bisher „4“ auf „mindestens 2“ geändert.

Die Zahl der Mitglieder ist im Vergleich zum Stand 2020 um 10 gesunken auf jetzt 89. Zu Beginn der Versammlung wurde von Richard Eschlbeck noch einmal der satzungsgemäße Zweck unseres Vereins gemäß §2 vorgestellt: „Zweck ist die Förderung des Orgelneubaus in unserer Pfarrkirche St. Emmeram und die Förderung der Kirchenmusik in der Pfarrei.“ Auch wenn jetzt die neue Orgel geliefert, installiert und zweckgemäß eingesetzt ist, bleibt noch ein überschaubarer Teil an Schulden, der beglichen werden muss und den der Orgelbauverein für die nächsten Jahre weiterhin abzubauen unterstützen wird. Der noch offene Betrag wurde von Sepp Klaffl (Kirchenverwaltung) mit 21.286,44 € beziffert bei Gesamtkosten der Orgel von 238.366,48€. Der zweite Zweckpunkt der Satzung „Förderung der Kirchenmusik in der Pfarrei“ wird in Zukunft mehr Gewicht bekommen mit finanzieller Unterstützung bspw. beim Kauf von Noten oder ggf. auch Instrumenten.

Richard Eschlbeck gab in seinem Bericht des 1. Vorsitzenden des Vereinsvorstands einen Überblick über das Geschehen im Verein der letzten 3 Jahre incl. dem Höhepunkt der Orgelweihe am 22.01.2023.

Der Bericht des Finanzverwalters Martin Weyland zeigte die Einnahmen und Ausgaben des Orgelbauvereins in den Jahren 2020 bis 2022 auf. Neben Spenden verzeichnete der Verein gute Einnahmen beim Orgelweinverkauf, bei der Aktion „Alte Orgelpfeifen“, Konzertveranstaltungen usw. und natürlich dem Projekt „Pfeifenpatenschaften“ mit 14.275 €. In 2022 überwies der Orgelbauverein 65.000 € an die Kirchenverwaltung zur finanziellen Unterstützung der neuen Orgel. Zu Beginn von 2023 erhielt die Kirchenverwaltung dann noch einmal eine Unterstützung von 30.000 € vom Orgelbauverein, so dass sich insgesamt die Spende bzw. der Zuschuss auf 95.000 € erhöhte. Der Kontostand des Orgelbauvereins lag am 30.12.2022 bei 33.133,38 €.

Die Rechnungsprüfer Martina Schmidmayer und Georg Görgmayr bestätigten die ordnungsgemäße Buchführung seitens Finanzverwaltung des Orgelbauvereins und so konnte einstimmig die gesamte Vorstandschaft entlastet werden.

Richard Eschlbeck sprach noch einmal an alle großem Dank aus. Durch die hohe Spendenbereitschaft, den sehr guten Verkauf des Orgelweins, die überraschend vielen Orgelpfeifenpatenschaften konnte das Konto des Orgelbauvereins auf einen doch stattlichen Betrag anwachsen, so dass der Orgelneubau mit bisher 95.000 € unterstützt werden konnte. Ebenso sehr zu Dank verpflichtet sah er den Orgelbauverein gegenüber allen weiteren Unterstützern, die durch kräftige manuelle Hilfe, durch Leihgaben von Gerätschaften und Sachspenden und auch mentale Hilfe die Motivation für das Projekt „Neue Orgel für St. Emmeram“ immer hochgehalten haben. Das Ergebnis lässt ich wirklich hören und sehen. Die Pfarrgemeinde nebst Orgelbauverein kann stolz sein, dass es in einer eigentlich „kleinen“ Pfarrgemeinde möglich war, eine neue Orgel auf den Weg zu bringen und dann tatsächlich nach gut 11 Jahren das Ziel erreicht zu haben.

R. Eschlbeck

Einladung zur Mitgliederversammlung

Neuwahlen der Vorstandschaft und Rechnungsprüfer

am Sonntag, 22. Oktober 2023, um 10 Uhr im Saal des Pfarrheims St. Emmeram

Tagesordnung:

1.   Begrüßung

2.   Genehmigung der Tagesordnung

3.   Bericht des Vorsitzenden

4.   Bericht des Finanzverwalters

5.   Sachstand Orgelfinanzen (Kirchenverwaltung)

6.   Bericht der Rechnungsprüfer und Entlastung der Vorstandschaft

7.   Satzungsänderung §8 Vorstand:

Anzahl Beisitzer: bisher 4, soll geändert werden auf mind. 2

8.   Neuwahlen Vorstandschaft und Rechnungsprüfer

9.   Sonstiges, Wünsche, Anträge

Auf zahlreiches Erscheinen freut sich die Vorstandschaft. Auch Interessierte sind herzlich willkommen.

Richard Eschlbeck – 1. Vorsitzender

PS: nach der Versammlung besteht die letzte Möglichkeit zum Erwerb unseres Orgelweins

Verabschiedung von Germana Petermann aus dem Vorstandsmitgliederkreis

Unser Vorstandsmitglied Germana Petermann verlässt im Mai 2023 Vogtareuth und zieht nach Tübingen. Am 4. Mai wurde sie deshalb im Kreis ihrer Vorstandmitglieder geehrt und aus dem Vorstandskreis verabschiedet.

Germana war seit der Mitgliederversammlung am 4. März 2017 als Beisitzerin im Orgelbauverein tätig und hat in diesen 6 Jahren intensiv mitgearbeitet, um den Orgelneubau in St. Emmeram so voranzubringen. Mit der Einweihung der neuen Orgel im Januar diesen Jahres wurde mit kräftigem Engagement von Germana der Höhepunkt unserer Vereinsarbeit erreicht. Wir danken für ihren ehrenamtlich geleisteten unermüdlichen Einsatz und ihre konstruktive Zusammenarbeit, was heutzutage nicht mehr so selbstverständlich ist.

German hat sich immer mit guten Ideen eingebracht und nicht zuletzt mit sehr großem Einsatz bei der Erstellung unserer Orgelschrift zur Orgeleinweihung im Januar diesen Jahres nicht nur unterstützt, sondern das Zepter in die Hand genommen und gelenkt. Gerade hierfür gilt insbesonders unsere Hochachtung und unser Respekt für ihre Unterstützung zu Tages- und Nachtzeit.

Wir wünschen Germana das Allerbeste, viele Glücksmomente, schöne Augenblicke, weiterhin viel Erfolg und zahlreiche Abenteuer in deiner neuen Heimat in Tübingen.

Beitrag und Fotos: Richard Eschlbeck und Annemarie Bock

Orgelvesper 12.03.3023

Der Besucherzuspruch für diese ausgewogene Orgel-Vesper war erfreulich groß. Alle Zuhörer erlebten einen besonderen, bewegenden und segnenden Hörgenuss bei den musikalischen Vorträgen zur Fastenzeit unserer hauptamtlichen Organistinnen.

Annemarie Bock sprach verbindende Gebete und Psalmen zu einzelnen Darbietungen. Das Bittende und Tröstende stand dabei im Vordergrund.

Hauptsächlich gehörte der Abend jedoch unseren Organistinnen Johanna Grießer, Elisabeth Engelsberger und Umi Stephan.

Johanna Grießer leitete die Orgelvesper am Abend des 3. Sonntags in der Fastenzeit mit der „Toccata in e“ von Johann Pachelbel (1653-1706) virtuos, fein registriert, schlank und durchsichtig ein.

Als zweites Stück wählte sie das Tomaso Albinoni (1671-1751) zugeschriebene Adagio in g-Moll, eine der populärsten Kompositionen der klassischen Musik, feierlich und klangsinnlich, stimmungsvoll und ausdruckstark zelebriert. Mit nüchterner Eleganz, in der Ausführung mit dem richtigen Maß der Zeiten jeder Note, interpretierte sie meisterhaft, gut geplant in der Registervorbereitung dieses für viele zu Tränen rührende, wunderbare Werk.

Als drittes Stück spielte sie die Choralbearbeitung BWV 639 „Ich ruf´ zu dir, Herr Jesu Christ“ von J.S. Bach (1685-1750). Diese langsame, sanfte und schlichte Melodie von Agricolas Hymne aus dem 16. Jahrhundert wird ebenso wie die weiche Melodie der Flöte durch das Pedal in einer ruhigen Fortschrittsbegleitung unterstützt. Ein Traum von Harmonie und Frieden. Johanna Grießer drückte mit ihrer Interpretation dieser Musik, all die Gefühle aus, die man oftmals so schwer in Worten ausdrücken kann. Absolut göttlich, weil die Noten wie die Hände für uns beten.

Elisabeth Engelsberger stellte sich als erstes mit J.S. Bachs „Adagio aus dem Concerto BWV 593“ vor. Bach hat sich bei diesem Stück mit der zeitgenössischen italienischen Musik Vivaldis beschäftigt. Das Stück ist im Grunde genommen die Transkription eines Konzertes für Soloviolinen und Streichorchester von Vivaldi. Und so ließ Elisabeth Engelsbergers sicher und gefühlvoll registrierend die unvergleichlich orgelgemäßen Spielfiguren Bachs erklingen und empfahl so die neue Linder-Orgel in St. Emmeram ihrerseits.

Als zweites Stück wählte sie die „Toccata per l´’Elevazione“ von Girolamo Frescobaldi (1583-1643). Frescobaldi nutzt Dissonanzen und Chromatismus, ein Symbol für Leiden und Härte im musikalischen Repertoire des Komponisten. Frescobaldis Toccaten mit ihren wie improvisiert wirkenden Läufen und Akkordbrechungen wurden auch für die folgenden Generationen zum Vorbild. Elisabeth Engelsberger gab der Orgel in der meditativen Elevations-Toccata, einem liturgischen Orgelstück zur Eucharistiefeier, durch die Akkordfortschreitungen in chromatischen Halbtonschritten eine ganz eigentümliche Färbung. Sie machte ihre mit spontaner Freiheit gespielte Frescobaldi-Vorstellung zu einer exemplarisch lustvollen persönlichen Interpretation, wie es der Komponist in seinen Spielanweisungen den Interpreten rät.

Zum Abschluss spielte Elisabeth Engelsberger die Choralbearbeitung „Vater unser im Himmelreich“ von Georg Böhm (1661-1773). Auch hier gab es wieder Musik, die aus der Seele klingt. Anfangs ein kurzer Bass und schon entschwebte das Thema. Ganz ruhig schreitend breitete es sich aus, bis es ganz still im dunklen, mystischen Kirchenraum verlöschte. In ruhiger, stimmiger Registrierung brachte Elisabeth Engelsberger, der Musik des Komponisten dienend, die Botschaft des „Vater unser“ in die Herzen der Zuhörer.                               

Umi Stephan spannte den Bogen der Passionsmusiken weiter mit dem von Franz Liszt (1811-1886) für Orgel vertonten lateinischer Hymnus „O crux ave“ auf das Kreuz Jesu Christi, den Venantius Fortunatus (ca. 530–609) verfasste. Der Hymnus gilt als ein herausragendes Beispiel der christlichen lateinischen Hymnodie. Umi Stephan spielte mit großer Vertrautheit und klarem Zugang zu Liszts eher kargen, andererseits aber auch reichen und wechselvollen Tonsprache.

Mit der schlichten Canzonetta aus 12 Meditationen op. 167 von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901) überzeugte Umi Stephan mit transparenten Orgelklängen und ausdrucksvollen melodischen Linien. Die Canzonetta zeigt eine intime Synthese von Barockformen mit der Melodienseligkeit der Romantik, welche Umi Stephan ästhetisch und klanglich hervorragend auf der neuen Linder-Orgel zum Ausdruck brachte.

Letztes Stück von Umi Stephan war „Per la Benedizione“ von Giovanni Battista Martini (1706-1784). Diese schöne und eingängige Orgelmusik mit vielen eindrucksvollen Verzierungen wirkte tatsächlich durch seinen schwebenden, tragenden Effekt und der Schlichtheit der Darbietung wie ein Segen für die Orgelvesperbesucher.

Mit großem, langanhaltenden Applaus und dem Segen von Pfarrer Guido Seidenberger wurde die Orgelvesper abgeschlossen.

Photo: Florian Eichberger

Richard Eschlbeck

Impressionen vom Orgelabbau bis zur Orgeleinweihung.

Hubert Sewald hat uns Bilder vom Abbau der alten Orgel über die Installation der neuen Linder-Orgel bis zur Orgelweihe zusammengefügt, mit Musik vom Einweihungsgottesdienst hinterlegt und nun als Video zur Verfügung gestellt. Hier der Link dazu:

https://drive.google.com/file/d/1kevJmXlshen6pPIC2jJp7I8ohMQB9Rti/view?usp=sharing

Wer Interesse hat davon eine CD zu erhalten, melde sich bitte bei eschlbeck@orgelbauverein-vogtareuth.de. Gegen eine geringfügige Spende kann ein Exemplar erworben werden.

R. Eschlbeck

Orgelvesper in St. Emmeram

Der Orgelbauverein St. Emmeram lädt am Sonntag, 12.03.2023, um 19.30 Uhr herzlich zu einer Orgelvesper in die Kirche St. Emmeram Vogtareuth ein.

Es spielen die Organisten Umi Stephan, Johanna Grießer und Elisabeth Engelsberger aus dem Pfarrverband Prutting-Vogtareuth Werke von Pachelbel, Liszt, Albinoni, Rheinberger und anderen.

Die verbindenden Worte spricht Annemarie Bock.

Richard Eschlbeck

Bericht zur Orgelweihe am 22. Januar 2023

Nachdem der Orgelbauverein St. Emmeram Vogtareuth e.V. bei vielen Veranstaltungen und Projekten nahezu 12 Jahre alle Register gezogen hatte, um die mit rund 235.000 € zu Buche schlagende Finanzierung der neuen Linder-Orgel mit bisher 95.000 € zu unterstützen und sicherzustellen, konnten Pfarrer Guido Seidenberger, Katharina Hauer und Eugen Peter am 22. Januar 2023 die neue Orgel nun feierlich weihen. Guido Seidenberger proklamierte auf der Orgelempore die Segensgebete. Die dazugehörigen Symbolhandlungen, bestehend in der Besprengung mit Weihwasser und dem feierlichen Beräuchern mit Weihrauch, schlossen den Weihevorgang der neuen Orgel zu Beginn des Gottesdienstes ab. Anschließend durften dann tatsächlich buchstäblich alle Register an der neuen Orgel gezogen werden, um den Festgottesdienst mit Orgelklang würdevoll zu begehen. Chor und Orchester der Pfarrgemeinde gestalteten den Gottesdienst mit der Missa brevis Sti. Joannis de Deo, genannt auch Kleine Orgelsolomesse in B von Joseph Haydn. Umi Stephan glänzte an der Orgel unter anderem auch beim Benedictus mit Sopransolistin Maria Weiss. Souverän führte Dirigentin Martina Schmidmaier Chor und Orchester durch die Haydn-Messe und weitere liturgische Chorstücke, teilweise Eigenkompositionen von Martina Schmidmaier für diesen Festtag.

Ausgehend von dem Paulus-Wort „Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder!“ betonte Pfarrer Seidenberger in seiner Predigt die Bedeutung des Singens und der Musik in der Gemeinde. Die aktive Beteiligung am Gottesdienst mit Gebet, Singen und Musizieren mache gemeinsames Feiern erst lebendig. Auch drückte Pfarrer Seidenberger seine Dankbarkeit allen aus, die seit dem Beschluss der Neuanschaffung der Orgel so tatkräftig unterstützt haben. Hierzu gehören neben vielen anderen das Kirchenmusikamt, die Kirchenverwaltung, der Pfarrgemeinderat, der Orgelbauverein, die vielen Spender und Förderer sowie letztendlich die Orgelbaufirma von Alois Linder (Nussdorf am Inn). Die neue Orgel in St. Emmeram ist Sinnbild für menschliche Gemeinschaft und für das Miteinander: Nur durch das Zusammenspiel vieler Einzelner konnte etwas Großes, Rundes und Harmonisches entstehen, konnte das Projekt „Neue Orgel“ zu einem erfolgreichen Ende geführt werden.

Der Vorsitzende des Orgelbauvereins, Richard Eschlbeck, gedachte in seinem Wortbeitrag am Ende des Gottesdienstes an diejenigen Förderer des Orgelbauprojektes und Orgelbauvereins, die diesen Tag nicht mehr erleben durften. Insbesondere gingen seine Gedanken in Dankbarkeit an die 4 Vorstandsmitglieder Franz Bock, Christa Bader, Josef Rumberger und den Ehrenvorsitzenden und treibende Kraft des Orgelbauvereins Harald Grella. Weiter führte er aus, dass die neue Orgel kein stilles musikalisches „Möbelstück“ sein solle, das den Kirchenraum wunderschön ziert. Nein, der Klang der neuen Orgel solle die „Saiten unserer Seelen“ anrühren und so in Schwingung versetzen, damit Trauernde Trost, Rastlose Ruhe, Zweifelnde Zuversicht und frohe Menschen Begeisterung empfinden. Nach abschließenden Worten des Dankes sprach Richard Eschlbeck den Mitfeiernden sicher aus der Seele mit: „Möge unsere neue Orgel zum Lob Gottes und uns sowie den kommenden Generationen zur Freude erklingen.“

Die neue 2-manualige Orgel besitzt 20 Register mit insgesamt 1023 Pfeifen. 771 davon sind Metallpfeifen, 196 Holzpfeifen und 56 Zungenpfeifen. Die Register Subbaß 16´ und Quintbaß 5¹⁄₃´ wurden wiederverwendet.

Nach Beendigung des Gottesdienstes konnten die Kirchenbesucher Festschriften in Empfang nehmen und zogen dann zahlreich ins Pfarrheim zum Mittagstisch und anschließendem Kaffee und Kuchen. Orgelbau Linder gab am Nachmittag Dutzenden von Interessierten aufschlussreiche Informationen an der Orgel.

Um 16 Uhr begrüßte Richard Eschlbeck dann etwa 100 Konzertbesucher und Freunde der Orgelmusik, um den Festtag mit einem Konzert mit Prof. Friedemann Winklhofer, Konzertorganist und Orgelsachverständiger der Erzdiözese München und Freising zu beenden. Winklhofer hatte ein glanzvolles Programm speziell für den festlichen Tag auf der neuen Orgel vorbereitet. Mit Werken bekannter und weniger bekannter Komponisten von J. S. Bach bis Tibor v. Pikéthy stellte Winklhofer nach einer kurzen Einführung zu den einzelnen Stücken die vielfältigen Klangmöglichkeiten der neuen Orgel vor. Nach Begeisterungsstürmen am Ende des Konzerts bedankte sich Prof. Winklhofer noch mit einer Zugabe und führte den Tag zu einem großartigen Abschluss.

Richard Eschlbeck

Bilder: Hubert Sewald, Richard Eschlbeck