In diesen schwierigen und oftmals traurigen Tagen wird Musik gebraucht, die Hoffnung auf einen besseren Morgen gibt. Und genau diese Hoffnung wurde zumindest bei mir mit dem neuerlichen Konzert am 21.7.2025 an unserer Linder-Orgel von Frau Sigrid Wolfbauer-Gartner bestärkt.
Zu Beginn spielte Sigrid Wolfbauer-Gartner aus der Sonate in F-Dur von Carl Ph. E. Bach (1714 – 1788) das Allegro und Largo.
Carl Philipp Emanuel Bach war der berühmteste der Bachsöhne und genoss im protestantischen Deutschland der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Bewunderung und Anerkennung, insbesondere als Lehrer und Komponist von Werken für Tasteninstrumente. Er wird auch als ein Komponist des Übergangs zwischen Barock und Klassik bezeichnet.
Sigrid Wolfbauer-Gartner bot bei dem Allegro und Largo die Leichtigkeit der Musik sehr stimmig mit feiner Registrierung dar. Ihre Interpretation des Werks wirkte sehr einfühlsam und elegant. Sie faszinierte durch den frischen, engagierten Zugriff insbesondere im Allegro mit nie vordergründig anmutender Virtuosität.
Im Anschluss stand dann das Berceuse viennoise (Wiener Wiegenlied) von Wolfgang Reisinger (geb. 1964 auf dem Programm.
Wer bei dem zeitgenössischen Komponisten Wolfgang Reisinger ängstlich eine avantgardistische Komposition befürchtete, wurde bei dem Wiener Wiegenlied positiv mit einem Stück überrascht, welches sich lieblich und mit bewegten Farben in einem neoromantischen Charakter darstellte. Eine sehr schöne Komposition, die Sigrid Wolfbauer-Gartner stimmig und mit Hingabe ins Programm integrierte und man würde sich wünschen, weitere Kompositionen von Wolfgang Reisinger, der schon zahlreiche Werke (vor allem auch Gesangsmusik) komponiert hat, bei Gottesdiensten oder Konzerten zu hören.
Dritter und vierter Programmpunkt gehörte dann Johann Sebastian Bach (1685 – 1750).
Bei „Wir glauben all´ an einen Gott, Schöpfer“, BWV 680, zeigt sich Bach in seiner Musik wie so oft als Theologe. Bach ließ sich vom italienischen Stil inspirieren, als er auf der Grundlage des lutherischen Glaubensbekenntnisses dieses Orgelpräludium komponierte.
Sigrid Wolfbauer-Gartner spielte dieses Stück überschwänglich und triumphal. Eine sehr klare, lichte und brillante Interpretation. Mit ihrem Spiel schaffte sie es, ganz nach Bachs Absicht, dass die Musik in diesem Fall die klarste Sprache wurde, um den Glauben auszudrücken.
Darauf folgend spielte Sigrid Wolfbauer-Gartner das Largo aus der Triosonate C-Dur, BWV 529.
Bach schrieb sechs Orgel-Triosonaten vermutlich zu Beginn seiner Leipziger Zeit für seinen ältesten Sohn Wilhelm Friedemann. Verspielte, entspannte und gelassene (nicht ausgelassene) Heiterkeit herrscht in diesen lieblichen Triosonaten, von denen Bachs erster Biograph Nikolaus Forkel schreibt: „Man kann von ihrer Schönheit nicht genug sagen.“
Das Largo aus dieser Bach‘schen Triosonate BWV 529 wurde von Sigrid Wolfbauer-Gartner eindrücklich vorgetragen, sehr präzise, rund und weich im Klang, ruhig meditativ im Stil. Man spürte auch hier wieder ihre innere Verbundenheit mit diesem Komponisten, dem auf seine Weise unvergleichlichen Thomaskantor. Beim einfachen Lauschen der Töne berührte die Interpretation meine Seele, mein Herz und Gemüt tief. Besonderer Dank dafür.
Das Konzert wurde beendet mit Johannes Brahms, Präludium und Fuge, a-Moll, op. Post.
J.S. Bach und J. Brahms liegen rund 150 Jahre auseinander und trotzdem vermutet man eine Art Hommage an oder Inspiration von J.S. Bach, wenn man das Brahmswerk Präludium und Fuge, a-Moll, hört und erkennt, wie Brahms sich stark auf barocke und klassische Strukturen bezieht. Brahms fühlte sich dem Vergangenen verpflichtet. Die von ihm vorgenommenen Abweichungen von der Tradition wurden in unauffälligen Schritten vollzogen. Brahms Ruf und Status als Komponist sind so groß, dass er manchmal tatsächlich zusammen mit Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven zu den „Drei Bs“ der Musik gezählt wird.
Das dramatisch, turbulente Präludium und die anschließende Fuge wurden von Sigrid Wolfbauer-Gartner erhaben herausgearbeitet und klingen auch auf der Vogtareuther Linder-Orgel wunderbar und verdammt gut. Einfach prächtige, brilliant gespielte Musik. Man hört leider viel zu wenig Orgelwerke von Brahms.
Dank auch für die einführenden und beschreibenden Texte zu den einzelnen Werken von Mag. Martin Wolfbauer und an seinen 10-jährigen Sohn Benedikt, der ohne Aufregung erstmalig die Registrierung der einzelnen Stücke an der Orgel für seine Mama vornahm und unterstützte.
Der Spendenerlös für dieses wunderbare Konzert in Höhe von mehr als 360 € bei gutem Zuhörerzuspruch konnte Frau Sigrid Wolfbauer-Gartner dem Verein „Silberstreifen e.V“ für die Unterstützung der Kinder in der Neuropädiatrie der Vogtareuther Schön-Klinik übergeben. Vielen Dank für die großherzigen Spenden am Ende des Konzerts.
